Im folgenden veröffentlichen wir die freie Übersetzung der Analyse warum die USA ihre Politik gegenüber den Kurden in Syrien ändern sollten. Die Analyse wurde vom Kurdischstämmigen Journalisten Mutlu Civiroglu verfasst und erschien am 13. Januar 2014 auf der Internetseite des US- Nachrichtensenders CNN World. Mutlu Civiroglu ist ein in Washington ansässiger Journalist, Kolumnist und Analyst fokussiert auf die Kurdische Frage in der Türkei und Syrien. Seine Publikationen erscheinen unter anderem in der Radikal, Ilke Haber, CNN und VOA (Radiosender Voice of America).
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben seit dem Beginn der Revolution im März 2011 nach Verbündeten in Syrien gesucht. Doch während die Koalitionen der Exilopposition in internen Machtkämpfen geriet und durch mangelnden Einfluss in Syrien auffiel und der bewaffnete Arm der Opposition innerhalb des Landes sich mit Extremisten füllte, hat Washington einen natürlichen und potenziell wertvollen Verbündeten ignoriert: die Kurden.
Die Kurden verwalten die stabilste und friedlichste Ecke in Syrien und waren offen bei dem Versuch mit dem Westen bessere Beziehungen aufzubauen. Trotz dieser Offenheit gibt es wenig über die Beziehungen zu sprechen. Es ist Zeit für Washington zu akzeptieren, dass wenn es ein friedliches und pluralistisches Syrien anstrebt, die Kurden der beste Verbündete sind.
Anders als die Hauptkoalitionsopposition, sind die syrisch-kurdischen Gruppierungen vereint. In der Tat haben die beiden großen kurdischen Dachorganisation, die Volksversammlung Westkurdistans (MGRK) und der syrisch – Kurdische Nationalrat (ENKS), vor kurzem eine Einigung über wichtige Fragen, einschließlich dem Beschluss einer einheitlichen Kurdischen Delegation bei der Genf II Konferenz, erzielt.
Leider scheint Washington nicht interessiert an einer kurdischen Teilnahme zu sein. Einigen ENKS- Führungskräften zufolge hat der US Botschafter von Syrien, Robert Ford, die Kurden unter Druck gesetzt Teil des Syrischen Nationalrat (SNR) werden statt darauf zu beharren mit einer kurdischen Delegation an Genf II teilzunehmen. „Wir können nicht verstehen warum Ford so eine negative Haltung gegenüber Kurdischen Parteien hat“, sagte der offizielle Sprecher der ENKS Ahmed Suleiman gegenüber dem Radiosender Voice of America.
Diese Haltung hat jedoch wenig Aussicht auf Erfolg, da der syrische Nationalrat öfters gezeigt hat, dass sie die Forderungen des Kurdischen Volkes nicht anerkennt. In der Tat ging der syrische Nationalrat soweit, dass sie in ihrer jüngsten Erklärung gar die kurdische Autonomie denunzierte. „Die Erklärung der Demokratischen Selbstverwaltung entspricht einem separatistischen Akt entfernt von einer Beziehungen zu den syrischen Menschen, die für einen freien, geeinten und unabhängigen Staat kämpfen werden, befreit von jeglicher Tyrannei und souverän auf seinem gesamten Staatsgebiete“, hieß es in der Erklärung.
Diesen Fehler die Kurdischen Forderungen nicht anzuerkennen, ist der Grund für das Misstrauen der Kurden gegenüber der Arabischen Opposition. Anstatt auf ein Militär mit hochentwickelten Waffen und einen fortschrittlichen Lufteinsatz zu setzen, haben die Kurden ihre Häuser geschützt und eine Selbstverwaltung von der Basis aus aufgebaut. Aber nur weil die Kurden nicht im Namen von anderen gegen das Assad- Regime kämpfen wollen, heißt es nicht, dass sie mit dem Regime zusammenarbeiten.
Das Bild wird durch die Tatsache, dass Washingtons Verbündeter die Türkei einen Status der Kurden ablehnt und auch nach Möglichkeiten gesucht hat, eine Teilnahme der Kurden bei Genf II zu verhindern, komplizierter. Diese divergierenden Interessen zwischen Ankara und Washington unterstreichen sicherlich, dass es Zeit für die internationale Gemeinschaft ist, eine eigene Kurdenpolitik zu entwickeln.
Die Realität ist, dass die bewaffneten Kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) für ihren Kampf gegen extremistische Gruppierungen eine Anerkennung verdienen. Die YPG behauptet fast 3.000 Kämpfer aus fundamentalistischen Gruppen wie Al- Nusra Front und dem Islamischen Staat im Irak und Syrien (ISIS), eingeschlossen mit bemerkenswerten Rolle der weiblichen Kämpferinnen, getötet zu haben.
Mittlerweile ist Syrisch – Kurdistan die sicherste und stabilste Ecke in Syrien und ist auch ein sicherer Hafen für die Flüchtlingen, die vor der Gewalt fliehen, geworden. Der Fokus der Kurden, ihre Gebiete sowohl vor der Brutalität des Regimes als auch vor extremistischen Angriffen zu schützen, statt zum Mittelpunkt des Konfliktes zu werden, hat dazu geführt, dass die Arabischen, assyrischen und tschetschenischen Nachbarn in Kurdistan relativ friedlich zusammenleben konnten.
Vor diesem Hintergrund haben die Kurden im letzten Monat eine Übergangsregierung angekündigt, um das Vakuum, dass mit Rückzug des Regimes aus Kurdistan in 2012 entstand, zu füllen. Die Verwaltung zielt darauf ab soziale, ökonomische, Bildungs- und Gesundheitsleistungen anzubieten, auch wenn die Menschen im syrisch Kurdistan unter schwierigen Bedingungen und Angriffen der Al- Qaida ausgesetzt sind. Es gibt zum Beispiel eine Knappheit an Grundnahrungsmitteln wie Brot, Milch, Babynahrungen und medizinischen Geräten. Die Knappheit von Strom und Kraftstoff wird das Leben für die Einheimischen im Winter erschweren und die Unterstützung wäre ein guter Schritt für den Westen, wenn sie die Beziehungen mit einer Bevölkerung, die wertvolle Unterstützung für ihre Ziele bietet.
Es wäre im Interesse der USA und ihrer Verbündeten die Ignoranz gegenüber den Kurden zu stoppen und stattdessen ihre Teilnahme in Genf – eine Konferenz, die Syriens größte ethnische Minderheit ignoriert, wird keine tragfähigen Lösungen erzielen – zu begrüßen.
Kurden auf der ganzen Welt haben ihre Solidarität mit dem Syrischen Kurdistan bekundet. Es ist an der Zeit, dass Washington sich ihnen anschließt.
Quelle: DieKurden.de, CNN World; 17.01.2014 – Cahîda Dêrsim